New York, New York, 2016

Die Beobachtung der Schattenlänge eines vertikal ausgedehnten Objekts – eines Gnomons (griech. Schattenzeiger) – stellt den Beginn der Zeitmessung mittels Sonnenuhren dar. Manhattans Skyscraper wirken wie die Gnomone riesiger Sonnenuhren. Das Licht der Sonne bewegt sich um die Skyscraper herum und taucht die Straßen in einem festen Zeitrhythmus in Licht und Schatten. Szenen des Alltags sind zu bestimmten Zeiten hell erleuchtet und in gleißendes Licht getaucht – aber nur wenig später liegen sie schon wieder im dunklen Schatten. Es entstehen Bilder, die eine geradezu unwirkliche Kraft besitzen und uns die Schönheit alltäglicher Situationen deutlich machen. Die urbane Architektur wird zu einer Bühne, auf der die Protagonisten agieren. Das Licht in Manhattan ist hell und klar und fast wirkt es, als ob es nur dafür geschaffen wurde, die ganze Szenerie dieser riesigen Bühne auf natürliche Weise perfekt auszuleuchten. Es ist ein Licht, das moduliert, kontrastreich und kraftvoll ist – kühle Morgenstunden, strahlende Mittagssonne, grelles Licht und dunkle Schatten im Rhythmus des stetigen Laufs der Sonne.

Gudrun Kemsa